Kfz-Typklassen

Viele profitieren, doch einige zahlen mehr – Ab 2022 ändern sich die Regionalklassen für 9 Millionen Autofahrer in Deutschland

Jedes Jahr werden die Versicherungsprämien anhand von Unfallstatistiken neu festgelegt. Für 2022 erhielten die Bundesländer Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein die beste Einstufung. Messungen ergaben ein erhöhtes Unfallaufkommen in den Großstädten – die Hauptstadt Berlin führt mit einem Drittel mehr an Schäden als der Bundesdurchschnitt.

Die Typklassen erfassen die Unfall- und Schadenbilanz der rund 32.000 Pkw-Modelle auf Deutschlands Straßen. Die vergangenen drei Jahre werden in Hinblick auf Reparaturkosten und Häufigkeit von Schäden bewertet. Je niedriger die Typklasse, desto geringer ist das Schadenrisiko des registrierten Modells. Da Kfz-Versicherer die Beiträge nach Regionen berechnen, kann es bei identischen Automodellen zu erheblichen Tarifunterschieden kommen.

Welche Typklasse hat Ihr Auto im Jahr 2022?

Jedes Jahr werden aufgrund der Typklasse die Versicherungsbeiträge festgelegt. Die Einstufung richtet sich nach jeweiligen Regionalklassen der rund 400 Zulassungsbezirke. Unterschieden wird zwischen der Versicherungsprämie für Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung, die vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jährlich neu berechnet wird. Die Versicherungsprämie ist von der jeweiligen Regionalklasse abhängig, in die eine Schadenbilanz der Zulassungsbezirke einfließt. Dieser Index bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt und variiert jährlich. Aktuellen Regionalklassen für Ihren Zulassungsbezirk stellt der GDV auf der Website dieversicherer.de zur Verfügung.

Was ändert sich ab 2022?

Fahrer der folgenden Modelle müssen mit einer höheren Einstufung rechnen:

  • Renault Zoe
  • VW Arteon 2.0 TSI
  • Hyundai Kona 1.6 T
  • Range Rover Velar 30D AWD
  • BMW 530D Touring
  • Mercedes-Benz E 220 D Coupe

Für folgende Modelle erfolgt eine niedrigere Einstufung:

  • Peugeot 508 SW 2.2 HDI
  • Kia E-Niro
  • VW E-Golf VII
  • Nissan Juke 1.0
  • Skoda Superb 2.0 TDI

Ein Vergleich lohnt sich, denn neben Regional- und Schadenfreiheitsklassen wirken sich weitere Faktoren auf die Berechnung des Beitrags für Ihre Autoversicherung aus.

Typklasse als Entscheidungshilfe für den Autokauf

Bevor Sie Ihr Traumauto ins Visier nehmen, empfiehlt sich ein Blick in die Unfallstatistik. Ist das Unfallrisiko sehr hoch, werden zumeist alle Modelle der gesamten Serie höher eingestuft. Automodelle im Luxussegment werden ebenfalls hoch eingestuft, da die Versicherungsleistung für Diebstähle und Reparaturkosten schnell in die Höhe gehen. Die Preisunterschiede sind teilweise markant, daher lohnt sich ein Blick in die Einstufung der jeweiligen Typklasse im Vorfeld des Autokaufs.

Typklassen ändern sich

Jährlich zum 1. Oktober wird die Anpassung der Typklassen auf der Grundlage der Schadenstatistik des Vorjahres berechnet. Beachtet man die Änderungen der letzten Jahre, lassen sich deutliche Trends in der Typklasse des jeweiligen Modells erkennen. Ändert sich die Einstufung und somit der Versicherungsbeitrag, kann vom Recht der Sonderkündigung gebrauch gemacht werden.

Welche Typklassen gibt es?

Pro Automodell gibt es eine unverbindliche Typklasse für die Haftpflicht-, Vollkasko- und Teilkaskoversicherung. Für die Haftpflichtversicherung gibt es 16 Typklassen, die sich nach den Versicherungsleistungen geschädigter Dritter richten. Bei der Vollkasko gibt es 25 Typklassen, die selbst verschuldete Unfälle sowie Teilkasko-Schäden bewerten. Schäden wie Diebstahl, Wildunfall und aus höherer Gewalt werden in 24 Typklassen der Teilkasko erfasst.

Übersicht der Typklassen bei der Kfz-Versicherung

Kfz-Haftpflicht Teilkasko Vollkasko
Typklasse 10 – 25 10 – 33 10 – 34
Anzahl Typklassen 15 24 25

Unterschied zwischen Typklasse und Regionalklasse

Die Typklasse zeigt die Unfall- und Schadenbilanz des vergangenen Jahres für ein Fahrzeugmodell an. Die Regionalklasse ist fahrzeugunabhängig und leitet sich von der Anzahl der Unfälle in einem Zulassungsbezirk ab. Verkehrsarme Gebiete werden einer günstigen Regionalklasse zugeordnet, wogegen Großstädte entsprechend hoch eingestuft werden.

Typklasse leicht und schnell ermitteln

Die Abfrage der Typklasse lässt sich rasch online ermitteln und mit wenigen Klicks erfahren Sie die aktuelle Einstufung. Hierfür benötigen Sie die Fahrzeugdaten oder die Herstellerschlüssel-Nummer (HSN) sowie den Typenschlüssel (TSN).

  • Die HSN wird einem bestimmten Hersteller zugeordnet und befindet sich im Fahrzeugschein im Feld 2.1.
  • Die TSN besteht aus acht Ziffern, bestimmt den Fahrzeugtyp und ist im Fahrzeugschein unter dem Punkt 2.2 zu finden. Bei neueren Modellen sind die ersten drei Buchstaben wichtig; bei älteren Fahrzeugen sind es die ersten drei Zahlen.

Welche Faktoren bestimmen die Versicherungsbeiträge?

Mit wohlüberlegten Schritten lässt sich das Versicherungsrisiko und somit die Beiträge senken. Wenn Sie folgende Punkte in Ihre Betrachtung aufnehmen, lassen sich sicherlich einige Euros sparen:

  • Für Autofahrer, die über eine eigene Garage verfügen, gewähren manche Versicherer einen Nachlass.
  • Benutzen mehrere Fahrer regelmäßig das Auto, steigt versicherungstechnisch das Schadenrisiko. Kurzfristige Fahrten können mit einer Versicherung für Zusatzfahrer abgedeckt werden.
  • Das Alter des Fahrzeuglenkers ist für die Bemessung der Beiträge ausschlaggebend. Jüngere Fahrer werden aufgrund des erhöhten Unfallrisikos höher eingestuft.
  • Unfallfreies Autofahren wird in der Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) erfasst und Autofahrer werden vom Kfz-Versicherer mit einem Beitragsrabatt belohnt.
  • Der Wohnort ist für die Anmeldung und somit für die Regionalklasse bestimmend. Jede Region wird in einer Schadenstatistik erfasst und aufgrund des allgemeinen Fahrverhaltens bewertet.

Einstufung für Elektroautos

Für den Versicherungsschutz von E-Autos erwartet der GDV in den kommenden Jahren noch deutliche Anpassungen. Zwei Probleme müssen noch eindringlich bewertet werden: Zum einen kommt es bei merklich verminderten Fahrgeräuschen zu vermehrten Unfällen mit Fußgängern und Radfahrern und zum anderen sind Reparaturen kostenintensiv. Kfz-Versicherer werden das Schutzangebot für E-Autos immer wieder neu regulieren müssen. Im Gegensatz zum Verbrenner entstehen erhebliche Kosten bei Bedienfehlern, Tiefenentladung oder bei Problemen im Batteriesystem.

Ist die Versicherung für ein E-Auto höher als für einen Verbrenner?

Dass Elektroautos teurer als Verbrenner versichert werden, kann vom GDV nicht bestätigt werden, da die Antriebstechnik für die Prämienkalkulation keine Rolle spielt. Bei E-Autos sollte eine längere Laufzeit der Vollkaskoversicherung gewählt werden, um bei einem Totalschaden einen höheren Restwert zu erhalten. Vom GDV wird empfohlen, die Batterie separat durch einen Schutzbrief zu versichern, der das Abschleppen bei leerer Batterie gewährleistet. Eine leer gefahrene Batterie wird von der Kaskoversicherung nicht gedeckt. Wenn Sie einen besseren Öko-Tarif bei einem Versicherer entdecken, können Sie problemlos bis zum Stichtag 30. November kündigen.

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